Die Präsentation – Mehr als Strass und schwarze Haare?
Mit den ersten Strahlen, die durch die sich langsam öffnende Tür dringen, beginnt das Herz mit einem Schlag zu hüpfen und fast aus der Brust zu springen – ob vor Aufregung, Nervosität, Angst, Vorfreude, Stolz, Hoffnung oder Euphorie vermag in diesem Moment kaum einer zu sagen. Hinter den strahlenden Lächeln der Tänzer der Standard B Formation verbergen sich trotz des gleichen Aussehens viele verschiedene Emotionen von Menschen, die durch ein Ziel vereint sind: Gemeinsam das Publikum zu begeistern.
Der 6. Januar begann früh. Die Damen trafen sich bereits 8 Uhr, um stundenlang gemeinsam mit vielen lieben Helfern Haare zu stecken, blonde Haare durch Schuhcreme schwarz zu färben, helle Haut unter einer dicken Schicht aus braunem klebrigen Make-Up und Puder zu verbergen und strahlende Augen durch Glitzer und Farbe noch weiter hervorzuheben. Bei den Herren begann das Vereinheitlichen des Äußeren am Tag der Präsentation etwas später, dafür besorgten sie Brötchen für alle.
Sobald alle im Forum Rahlstedt beisammen waren, begann die Stellprobe. Welche Punkte konnten zur gemeinsame Orientierung genutzt werden? Zum Glück gab es kurze Klebestreifenmarkierungen und auch die Basketballkörbe, Lampen und Bänke konnten hilfreiche Orientierungspunkte sein. An einigen Stellen der Elvis-Choreografie wurde noch schnell gefeilt, um letzte Ungenauigkeiten unsichtbar zu machen. Aber auch die anschließende Videoanalyse zeigt, dass es noch einige Schwachpunkte gab. Aber es heißt zum Glück: Je schlechter die Generalprobe läuft, desto besser wird die wirkliche Präsentation!
Zum mentalen Durchgang standen die Tänzer zusammengedrängt in einem Kreis, einige Pupillen waren ein wenig geweitet, bevor die ersten Töne der Musik erklangen, die Augen sich schlossen und die Teammitglieder waren glücklich rechts und links eine Hand halten zu können. Nur leichtes Kopf- und Armzucken verriet, dass sich die Formationstänzer während der erklingenden Musik gedanklich auf der Tanzfläche befanden.
Plötzlich war es dann soweit. Nach Durchmarsch und gemeinsamem Aufwärmen waren die Tänzer Sekunden vor ihrem Auftritt voller Emotionen und warteten darauf, dass sich die Tür zur gefüllten Halle öffnete. Nicht langsam, sondern ganz plötzlich war der Weg frei und Tänzer betraten die Halle. Und während auf ihren Zungen langsam Menthol-Zuckerwürfel schmolzen, breiteten sich zaghafte Lächeln auf ihren Gesichtern aus, die zu breiten Grinsen wurden, sobald sie im Gleichtakt auf die Fläche marschierten. Auf einmal war alles andere vergessen. Weder der grummelnde Bauch, die schwächende Krankheit oder die Vorfreude auf das anschließende Teamessen gemeinsam mit dem A-Team noch die Müdigkeit vom frühen Klingeln des Weckers oder die schmerzende Füße spielten jetzt noch eine Rolle. Alle elf Tänzer tanzten, wie noch nie zuvor im Training.
Lächeln. Präsenz. Ausstrahlung. Während des Trainings wurde das immer wieder gefordert und plötzlich kam es wie ganz von alleine. Das Kreischen der Tänzerinnen klang auf einmal authentisch, die Herren standen kraftvoll und hielten ihren Vordermann, die Damen ließen sich vertrauensvoll in jegliche Figur fallen, die Tänzer fingen sie sicher. Gab es Fehler? Mit Sicherheit. Trotzdem war das Publikum begeistert! Und das Team verließ stolz strahlend die Fläche.
Nach langem Warten, das im Nachhinein wie im Flug verging, war es Zeit für den zweiten Durchgang, der ebenfalls ohne gravierende Fehler gemeistert wurde. Nach tausendundeinem Foto, einem Kampf aus dem Kleid oder Frack herauszukommen, Bänke tragen und Klebebänder vom Boden puhlen war es endlich soweit: Essen! Und so fand der Abend einen wunderschönen Ausklang im asiatischen Restaurant, in welchem Laureens Tolle als Serviettenhalter diente und Hendriks asiatischen Pflaumen als haarige Kirschen seinen gestylten Haaren Konkurrenz machen wollten. Und dann wollten alle nur noch duschen und ins Bett fallen, denn eine Präsentation bedeutet viel mehr, als Haare schwarz zu färben und Strass zu kleben. Sie bedeutet intensives Training seit dem Sommer mit Trainingslager, Enttäuschungen sowie Hoffnungen aufgrund fehlender Herren. Sie bedeutet Überwindung der eigenen Ängste und Grenzen sowie viele helfende Menschen, die stundenlang hin und her laufen. Sie bedeutet emotionales Chaos im Geist, bevor es auf die Fläche gehen soll, und Schmerzen in Füßen, Kopf und Bauch, die ignoriert und ausgeblendet werden. Sie bedeutet Lachen und Beisammensein in einer Gemeinschaft, um zusammen zu wachsen, und letztendlich das Publikum zu begeistern.